Das Sehen hat sich in der heutigen Zeit zu einer der wichtigsten Wahrnehmungsquellen entwickelt – und dahingehend verändert, dass wir mittlerweile sehr viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, deren Qualität sich zwar verbessert hat, was aber dennoch gesundheitliche Probleme auslösen kann.
Nicht der Bildschirm an sich ist das Problem, viel schlimmer für unsere Augen ist das „Dauernahsehen“, denn eigentlich sind unsere Augen darauf ausgelegt den Blick schweifen zu lassen und ständig auf Objekte in unterschiedlicher Entfernung zu fokussieren. Das hält die Augenmuskulatur fit. Das Dauernahsehen beansprucht die Muskulatur nur einseitig und überfordert sie durch viele kleine, zuckende Bewegungen aufgrund häufiger Blickwechsel (z.B. bei Zeilensprüngen), hinzukommt das Zusammenkneifen der Augen wegen Spiegelungen, blendenden Lichtquellen oder unscharfen/zu kleinen Zeichen.
Dauernahsehen führt häufig zu einem monotonen Blick – wir vergessen zu blinzeln, wodurch das Auge austrocknet, zudem halten wir den Kopf steif geradeaus gerichtet, oft fallen Schultern nach vorne, wir bilden einen Rundrücken. In der Summe kann das zu Verspannungen im Schulter-, Nacken und Rückenbereich, Schmerzen in den Augen, müden und trockenen Augen, sogar bleibenden Augenschäden und Kopfschmerzen führen. Körperliche Symptome können mentale Überlastung, Stress und Frustration auslösen.
Aus diesem Grund ist die Einhaltung einer ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung sehr wichtig:
Der Monitor muss an den Blickwinkel des Nutzers angepasst werden und die Entfernung an Arbeitsaufgaben und Bildschirmgröße. Blendschutz und ausreichende Beleuchtung sind genauso wichtig, wie eine gewisse Abwechslung in den Tätigkeiten.
Wenn Objekte oder Teile davon eingefärbt sind, beeinflusst das die Identifikation oder Zuordnung von Information. Jegliche Anwendung von Farbigkeiten verändert den Kontrast zwischen dem eingefärbten Objekt und dem Hintergrund, was die Aufmerksamkeit verändert. Wichtig in der direkten Kombination ist, aus ergonomischer Sicht, dass sich die Farben untereinander gut unterscheiden lassen. Auch die Qualität der Darstellung ist wichtig. Diese wird auf Bildschirmen z.B. von der Anzahl anzeigbaren Farben (Farbtiefe), der Bildstabilität, der Gleichmäßigkeit der Flächeneinfärbung und der Pixeldichte (ppi oder dpi, bei normalen Bildschirmen 100-200 dpi) beeinflusst.
Die Lesbarkeit von Texten kann durch schwarzen Text auf hellem Hintergrund, hohem Kontrast, optimalen Betrachtungs- und Blickwinkel verbessert werden. (Siehe „Gestaltgesetze“).
Der optimale Betrachtungswinkel ergibt sich aus einer entspannten Sehachse, mit leicht geneigtem Kopf und einem leicht gesenktem Blick. Wenn man konstant geradeaus oder sogar nach oben blicken muss, führt das zu Verkrampfungen im Nackenbereich.
Ziel der ergonomischen Betrachtungsweise des Sehens dient dem Erhalt und der Förderung der (Augen-) Gesundheit. Ergonomisches Sehen spielt bei der Arbeitsplatzgestaltung, gerade mit Blick auf die Bildschirmarbeit eine sehr große Rolle, da Konzentration und Motivation durch ein „richtiges“ Sehverhalten gefördert werden und gesundheitsbedingte Ausfälle reduziert werden können.
Um ergonomisches Sehen in die Arbeitsplatzgestaltung zu integrieren, gilt es folgende Richtlinien zu beachten:
Um einen Arbeitsplatz blendfrei aber dennoch hell zu gestalten, ist auf indirekte Beleuchtung im Raum selbst und auf direkte Beleuchtung am Arbeitsplatz zu achten, damit z.B. vorliegende Papiere, sowie die Tastatur gut ausgeleuchtet sind und der Helligkeitskontrast zur Umgebung möglichst gering gehalten wird. Lampen mit Tageslichtspektrum verbessern die Leistungsfähigkeit und halten, gerade bei langen Arbeitszeiten in Büros und Gebäuden ohne Fenster fitter. Tageslichtspektrum unterstützt das natürliche Farbsehen.
Die Bildschirmoberflächen sollten entspiegelt und/oder mattiert sein, um irritierende Spiegelungen zu verhindern. Hier ist zu beachten, dass auch die Gehäuseoberflächen matt sind und Blendungen zu unterbinden. Wenn möglich sollten Gehäuseoberflächen/Bildschirmränder in hellen Farbtönen gehalten sein, damit der Kontrast zwischen Bildschirm und Umwelt reduziert wird.
Der Abstand zwischen Bildschirm und Auge sollte etwa 70-80cm betragen, die Höhe der obersten Bildschirmzeile sollte deutlich unterhalb der Augenhöhe liegen, damit der Anwender den Kopf, wie auch den Blick selbst leicht nach unten geneigt halten kann.
Notebooks eignen sich nicht für den Dauereinsatz – zumindest aus ergonomischen Gesichtspunkten, da die Tastatur zu nah am Bildschirm liegt und sich nicht an die optimale Arbeitshöhe des Nutzers anpassen lässt. Da die Tastatur zudem flach im Korpus eingelassen ist, ist sie auch nicht an die natürliche Handhaltung angepasst, was zu Durchblutungsstörungen führen kann. Der Bildschirm befindet sich viel zu weit unten und ist für Büroanwendungen meist zu klein. Wird ein Laptop im Dauereinsatz benutzt, sind eine externe Tastatur, sowie Maus und flexibler Bildschirm ein muss (sogar verpflichtend nach der Bildschirmarbeitsverordnung).
Zu beachten gilt, dass der Monitor zur Arbeitsaufgabe passen sollte. Wenn ein Bildschirm nur selten benutzt wird, ist eine geringe Diagonale vollkommen ausreichend. Wenn aber jemand z.B. auf Bildbearbeitung, CAD oder Layout spezialisiert ist, werden große Bildschirme schnell zur Notwendigkeit. Ein Anhaltspunkt ist z.B. dass zwei DIN A4 Seiten nebeneinander (mit Text) auf einem 26 Zoll Breitbild-Monitor komfortabel gelesen werden kann. Breitbild eignet sich zudem für Spiele und Filme. Wenn beispielsweise zum Programmieren oder Monitoring und Controlling zwei oder mehr Bildschirme anwenden, dann sollten diese in Typ und Einstellung kongruent sein. Der Bildschirm sollte eine Mindestgröße von 17 Zoll für Textverarbeitung und 19 Zoll für Büroanwendungen betragen, wobei der Sehabstand mit zunehmender Größe steigen sollte.
Der Betrachtungswinkel hängt zudem eng mit dem Sehabstand, also der Distanz zwischen Auge und zu betrachtendem Objekt, vornehmlich dem Bildschirm, zusammen. Möglichst angenehm ist ein Abstand von etwa 70 – 80 cm, absoluter Mindestabstand ist 30cm. Gerade, wenn mehrere Nutzer an einem Arbeitsplatz arbeiten, sind Schwenkarme, an denen der Bildschirm befestigt ist, von Vorteil, damit der Bildschirm mit möglichst geringem Kraftaufwand gedreht, geneigt, oder in der Höhe verstellt werden – und damit an individuelle Körpergrößen (Sitzriesen/Sitzzwerge) und Aufgabenabläufe angepasst werden kann.
Sehen ist eine sehr komplexe Leistung des Gehirns, das die Informationen des Auges übersetzt und dabei sämtliches Geschehen interpretiert und analysiert. Deshalb ist die Beschäftigung mit Wahrnehmungspsychologie und Gestaltgesetzen wichtig.
Tipps gegen müde Augen am Arbeitsplatz:
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