Lasten- und Pflichtenheft

Erklärung

Wird ein umfangreiches Projet initiiert, sind detaillierte Spezifikationen und Rahmenbedingungen als Fundament für die Entwicklung nötig. Diese werden in der Praxis in einem Lasten- und Pflichtenheft (LPH) festgehalten. Häufig ist die Formulierung dieser vom Umfang wie ein Vorprojekt zu behandeln.

Ein Lastenheft (auch Anforderungsspezifikation, Anforderungskatalog, Produktskizze, Kundenspezifikation) (1) beinhaltet sämtliche projektbezogene Anforderungen und Rahmenbedingungen eines Auftraggebers und einen Auftragnehmer und wird z.B. als Grundlage für Ausschreibungen, Angebote oder Verträge eingesetzt. Formal zu beachten ist, dass die gewünschten Anforderungen möglichst allgemein und möglichst wenig einschränkend formuliert werden. Das schafft breitere und uneingeschränkte Lösungsfelder. Inhaltlich werden präzise und objektiv alle messbaren Leistungen und Lieferungen dokumentiert.

Das Pflichtenheft beschreibt wie Anforderungen des Lastenhefts umzusetzen sind, also welche Anforderungen wie und durch welche Prozesse erfüllt werden sollen.

Die Entwicklungs- und Entwurfsarbeit sollte erst beginnen, nachdem alle beteiligten Parteien dem Pflichtenheft in der endgültigen Fassung zugestimmt haben.

Ziel

Ein LPH definiert die Ausmaße eines Projekts und gibt klare Anweisungen in welchem Umfang ein Projekt auszuführen ist. Dies ermöglicht dem Auftragnehmer Kalkulationen und schränkt Mehrarbeit ein. Der Auftragnehmer stellt dadurch sicher, dass das Projekt gewünschte Rahmenbedingungen einhält und schützt sich vor wilden und freien Projektauslegungen durch den Auftragnehmer.

Vorgehen

Ein Lastenheft wird von einem Unternehmen, oder einem Auftraggeber selbst erstellt, oder von diesem in Auftrag gegeben. Es sollte einer bestimmten Gliederung folgen, um zu garantieren, dass alle wesentlichen Bestandteile hinsichtlich Anforderungen und Rahmenbedingungen zu Liefer- und Leistungsumfang integriert wurden:

  • Projekteinführung (Worum handelt es sich? in welche Richtung soll die Neuentwicklung gehen?) 
  • Ausgangssituation  
  • Aufgabenstellung (Sollzustand) 
  • Schnittstellen 
  • Anforderungen (an Systemtechnik, Inbetriebnahme, Qualität, Projektorganisation) (2)     

Das Pflichtenheft definiert die Realisierung der im Pflichtenheft festgelegten Anforderungen. Es beinhaltet zudem Vorgaben bezüglich systemischen Lösungen und konkreter Anwendung und formuliert wie und womit Anforderungen umgesetzt werden sollen.

Das Pflichtenheft beschreibt in konkreter und definitiver Form, wie und womit die Anforderungen der Neuentwicklung  zu lösen sind – das Lastenheft definiert vorher das Spektrum der Entwicklungs-Anforderungen.

LEISTUNGSUMFANG:

  • Muß-Kriterien: unabdingbare Leistungen
  • Wunsch-Kriterien: erstrebenswerte Leistungen
  • Kann-Kriterien: Leistungen, die integriert sein können
  • Negativ-Kriterien: Leistungen, die nicht integriert sein dürfen

Wenn der Auftragnehmer die Umsetzbarkeit der Anforderungen aus dem Lasten- und Pflichtenheft überprüft hat und alle Punkten zustimmt wird es verbindliche Grundlage für die weitere Zusammenarbeit und Entwicklung des Projekts. Das heißt, erst wenn der Auftraggeber das Pflichtenheft akzeptiert hat, sollte die Entwicklungsarbeit beginnen.

Tipp

Das Pflichtenheft enthält detailliert und vollständig die Anforderungen des beabsichtigten Projektes. Es dient dann als verbindliche Grundlage des Entwicklungs-Vertrages.

Das Pflichtenheft ermöglicht die Überprüfung der Erfüllung der Anforderungen. Bei der Lieferung von Entwicklungs-Leistungen kann so formell eine Abnahme erfolgen, welche die Erfüllung der Inhalte des Werkvertrages verifiziert.

Quellen

Script Entwurfsmethodik 1 & 2; Prof. Wolfgang Schabbach

(1) www.fwg-augustdorf.de/index.php?menuid=29&reporeid=88
(2) https://core.ac.uk/download/pdf/51448881.pdf 

Studienarbeiten:
Außenleuchte – Braun – Foltin – Futschik – Wittig – WS 12/13
Außenleuchte – Höfer – Hufnagel – Marschner – Siemann – WS 12/13

Beispiele

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