Simultaneous Engineering

Erklärung

Heutzutage unterliegt die Innovationsgenerierung immer höherem Zeitdruck, während sich Entwicklungszeiten nach herkömmlichem Vorgehen kaum beschleunigen lassen. Eine Methode zur Verkürzung des Zeitraums von der Produktidee zur Einführung auf dem Markt ist das Simultaneous Engineering (SE), zu deutsch „Integrierte Produktentwicklung“ oder „Parallelentwicklung“, in dem Einzelprozesse zeitlich parallelisiert werden.

Durch frühzeitige Kommunikation, Abstimmung und Koordination zwischen Entwicklung und Produktion werden Entwicklungszeiten von Neuprodukten verkürzt, da z.B. Änderungen in späten Phasen des Prozesses vermieden werden können.

Grundlegend geht es darum, sämtliche produktbasierte, prozessorientierte Schnittstellen zu koordinieren und alle Prozesse der Produkt- und Produktionsgestaltung von der Idee bis zur Markteinführung parallel, statt nacheinander laufen zu lassen.

Eine besondere Herausforderung ist die Parallelisierung technischer Entwicklungen, wozu z.B. computergestützte Systeme in der Koordinierung und im Controlling, im Engineering (CAE, CAD) und in der Fertigung (CAM) eingesetzt werden.

Da sich SE nicht nur auf unternehmensinterne Prozesse beziehen muss, können auch Partner, wie Zulieferer, Forschungseinrichtungen und Kunden einbezogen werden, wodurch alle mit der Produktentstehung gekoppelten Vorgänge zeitgleich ablaufen können.

Dazu müssen sämtliche Partner mit angemessenen und aktuellen Projektmanagements- und Projektorganisationsmethoden integriert und koordiniert werden.

Die dem Simultaneous Engineering unterliegende Philosophie setzt Denken und Handeln voraus, das produkt-, funktions-, aufgaben-, bereichs- und verantwortungsübergreifend ist, damit eine intensive, vertrauensvolle Kooperation und Synchronisierung von Vertrieb, Entwicklung, Fertigung und Beschaffung ermöglicht wird.

Ziel

Ziel der Parallelentwicklung ist

  • die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit,
  • des Images und der Zukunftsorientierung von Unternehmen
    + durch Kosteneinsparungen und
    + deutlich verkürzten Entwicklungszeiten und schnellere Innovationszyklen
  • bei optimierter Leistung in der Produktentwicklung und bei der Qualität.

Vorgehen

Die zeitliche Überlappung oder Parallelschaltung traditionellerweise nacheinander folgender Prozesse ist die grundlegende Vorgehensweise des Simultaneous Engineering.

Das bedeutet, dass ein nachfolgender Arbeitsablauf anläuft, sobald im vorangegangenen genügend Informationen erarbeitet wurden. Der nächste Arbeitsschritt wird also nicht erst gestartet, sobald der erste Schritt vollständig abgeschlossen wurde.

Das macht die Parallelentwicklung zu einer Methode, die einen sehr hohen Kommunikationsaufwand bedeutet, da sich alle Prozess-Schritte jeweils mit neuen Erkenntnissen aus anderen Schritten auseinandersetzen muss und eventuelle Anpassungen schnellstmöglich implementieren muss, was aufgrund der sich ändernden Arbeitsgrundlagen Mehrarbeit bedeuten kann.

Dafür können Fehler, die zum Beispiel konstruktionsbedingt sind, früher erkannt und demnach frühzeitig behoben werden, bevor sie in späteren Entwicklungsphasen hohe Kosten verursachen. Durch den konstanten Informationsaustausch und die intensive, interdisziplinäre Zusammenarbeit wird die Qualität des Entwicklungsprozesses und des Endprodukts erhöht, da Problematiken in der Produktion direkten Einfluss auf die Konstruktion haben, die daraufhin geändert werden kann. Konstruktionsänderungen führen zu direkter Änderung der Betriebsmittel.

Traditionellerweise folgt ein Schritt auf den vorher abgeschlossenen Schritt, was dazu führt, dass Produktentwicklung und Produktionsplanung zu zwei separaten Bereichen geworden sind. Erst wird konzipiert und fertig konstruiert, danach werden Montage und Produktionsanlagen geplant. Dadurch verläuft der Informationsfluss sehr schleppend und von einem Schritt zum anderen, was zu wiederholten Anpassungen führt, die zu Entwicklungsverzögerungen führen. Der schlimmstmögliche Fall ist, dass ein Produkt vollständig ausgearbeitet ist, aber nicht umsetzbar ist, was dazu führen kann, das es neu durchdacht und gestaltet werden muss, oder das es auf Eis gelegt wird.

Tipp

Die integrierte Produktentwicklung sollte von einem interdisziplinären Team koordiniert und kontrolliert werden, das aus möglichst gut qualifizierten und erfahrenen Entscheidungsträgern besteht, die auch als Team arbeiten können und Kommunikation fördern.

Quellen

Script Entwurfsmethodik 1 & 2; Prof. Wolfgang Schabbach

de.wikipedia.org/wiki/Simultaneous_Engineering

Kostengünstig Entwickeln und Konstruieren – Kostenmanagement bei der integrierten Produktentwicklung / Klaus Ehrlenspiel, Alfons Kiewert, Udo Lindemann

Produktionsmanagement – Das A – Z wichtiger Methoden und Konzepte für die Produktion von heute / Andreas Syska


Forschungs- und Entwicklungsmanagement: Simultaneous Engineering, Projektmanagement, Produktplanung, Rapid Product Development / Hans-Jörg Bullinger

Skript „CorporateDesign als Baustein der Produktentwicklung“ / Prof. Wolfgang Schabbach


Beispiele

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